Die Sendung liegt zwar schon etwas zurück, aber das Thema ist immer noch sehr aktuell. Ich stand bei TV Berlin mit Gunnar Schupelius und Lars Lindemann am Tisch und es ging um die Abschaffung der Praxisgebühr. Und wer will sie abschaffen? Genau: Der Vertreter der FDP. Aber Moment! Wer stellt nochmal gleich seit drei Jahren den Bundesgesundheitsminister? Richtig. Die Liberalen. Widerspruch? Selbstzweifel? Keineswegs. Es ging also munter los...

Wir haben heiß diskutiert. Ja, die Praxisgebühr ist zu bürokratisch. Und ja, es gibt einige Milliarden Euro an freiverfügbaren Überschüssen bei den Krankenkassen. Einige Milliarden. Genau gesagt 4 Milliarden. Das ist verdammt viel Geld, wird aber im Verhältnis zum Gesamtvolumen der Krankenkassen von ca. 180 Milliarden Euro relativ schnell zu einem überschaubaren Plus. Warum also nicht gleich wieder ausgeben, indem die Praxisgebühr gestrichen wird?

Ich erkläre es ihnen gern. Aber dazu streichen wir mal ein paar Nullen.

Wenn ich im Privathaushalt 180 Euro habe und diese auch bis auf den letzten Cent brauche, jedoch nach allen Ausgaben und laufenden Kosten plötzlich mit 4 Euro im Plus bin, freue ich mich erst einmal. Gerade wenn ich – wie es bei Krankenkassen leider die Regel ist – eher ein Kandidat für den Dispokredit bin. Wenn ich nun weiß, dass ich immer mal wieder ins Dispo rutsche, gebe ich mein schmales Plus dann sofort wieder aus? Nein. Denn vernünftig  wäre das nicht.

Genau so wenig ist es vernünftig, wenn Politik nach Kassenlage gemacht wird. Wenn es im Gesundheitssystem einmal - nach Jahren des Entlangschrammens an der Dispo-Grenze - wieder Überschüsse gibt, sollten diese nicht sofort wieder ausgegeben, sondern für schlechte Zeiten zurückgelegt werden. Denn: Wer Rücklagen sofort aufbrauchen will, indem die Praxisgebühr abgeschafft wird und einfach "mehr Geld für alle" verkündet, hat bei unserem Schuldenstand nichts, aber auch gar nichts verstanden.

Jeder Bürger weiß, dass man nur das ausgeben kann, was man auch in der Tasche hat. In der Politik kommen wir zu oft in die Situation, dass wir für unsere Aufgaben Geld leihen müssen. Beim Gesundheitssystem haben wir jetzt einmal die Chance, etwas anzusparen. Das sollten wir nutzen!

Mehr Infos und die ausführliche Diskussion finden Sie hier:

Teil 1 der Sendung

Teil 2 der Sendung